„Frauen zwischen 50-70 Jahren häufiger betroffen!“
Arthrose hört man heutzutage immer häufiger, was daran liegt, dass sie eine der hauptverantwortlichen Erkrankungen für Einschränkungen im Alter ist.
Knie, Hüfte und Hand sind dabei am häufigsten betroffen. Dabei steigert sich das individuelle Risiko (vor allem bei Frauen)
mit zunehmendem Alter (50-70 Jahre), wobei die Spitzen-Inzidenz bei einem Alter von 75 Jahren liegt.
Es ist eine Erkrankung des gesamten Gelenks, mit strukturellen Veränderungen des Gelenkknorpels, des darunterliegenden Knochens,
der Bänder, der Kapsel und der umliegenden Muskulatur.
Dabei handelt es sich NICHT um eine “Abnutzungs-Erkrankung”. Stattdessen ist die Pathogenese der Arthrose ziemlich komplex
und hat diverse mechanische, inflammatorische (entzündliche) und metabolische (Stoffwechsel) Faktoren als Ursache.
Somit führen verschiedene Wege zu einer strukturellen Veränderung des Gelenks.
Bei der Arthrose tritt immer eine Dysbalance zwischen Reparatur und Veränderung des Gelenkgewebes auf.
Das dominante Symptom sind Schmerzen. Wobei diese immer multifaktoriell und individuell zu betrachten sind, denn auch psychologische
und soziale Faktoren spielen neben den körperlichen Faktoren häufig bei Schmerz eine Rolle.
„Bilder der Hüfte haben wenig Aussagekraft! Schmerz selbst ist nicht sichtbar!“
Somit kann es auch sein, dass bildgebend bereits arthrotische Veränderungen zu sehen sind, die betreffende Person aber noch keine Schmerzen hat.
Morgendliche Steifigkeit, Reibegeräusche, eingeschränkte Beweglichkeit, Instabilität, Schwellung, Muskelschwäche,
Ermüdung und schmerzbezogener psychologischer Stress sind weitere häufige Symptome.
Für die Diagnose bilden somit die klinischen Untersuchungen, wie z.B. die Bewegungsüberprüfung, die Grundlage.
Ein Labortest oder ein bildgebendes Verfahren kann nur in manchen Situationen sinnvoll sein, wenn noch Unklarheiten bestehen.
Risikofaktoren einer Hüftgelenksarthrose sind:
- Das Alter
- Weibliches Geschlecht
- Übergewicht
- Hüftdeformitäten
- Schwere körperliche Arbeit
- High Impact Sportarten
- Genetik
„Aufklärung, Bewegung und Ernährungsumstellung bzw. Gewichtsverlust sind die wichtigsten Aspekte!“
Das wichtige bei Arthrose ist es, in Bewegung zu bleiben und die Gelenke zu belasten. Denn Gelenke lieben Belastung!
Körperliche Inaktivität hingegen führt tendenziell am stärksten zu einer, im MRT zu erkennenden, Knorpelverdünnung.
Dabei ist zu beachten, dass die Belastung weder zu hoch noch zu gering sein sollte.
Die richtige Balance ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Dabei spielt auch das Alter in erster Linie keine Rolle. Denn unser Körper passt sich immer an.
So kann ein gezieltes Training auch im hohen Alter noch seine Wirksamkeit zeigen.
Neben dem Training sind eine gute Aufklärung und das Gewichtsmanagement immer die ersten Maßnahmen, die bei der Arthrosetherapie ergriffen werden sollten.
Weitere Maßnahmen können Hilfsmittel, passive Behandlungen durch den Therapeuten und Schmerzmittel sein.
Der letzte Ausweg ist eine OP, welche erst in Erwägung gezogen werden sollte, wenn alle anderen Therapieformen auch nach mehreren Monaten keine weitere Verbesserung bringen.
Bewegung hilft außerdem auch bei einer Vielzahl anderer Probleme, wie z.B. Stress, Angst, Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielen weiteren.
Quasi eine „Win-win-Situation“.
„Hier kannst du Geld und Zeit sparen!“
Häufig hört man auch, dass einem bei Arthrose etwas gespritzt wird, wie Kortison oder Hyaluronsäure. Doch haben Studien gezeigt, dass diese sogenannten Injektionstherapien die gleichen Verbesserungen in Bezug auf Schmerz und Funktion erzielen, wie eine Placebo-Injektion mit Kochsalzlösung. Hinzu kommt aber, dass diese immer das Risiko von Nebenwirkungen mit sich bringen.
„OP – die letzte Lösung!“
Nur 14% der Patienten, bei denen ein Arzt eine Hüftgelenksarthrose diagnostiziert hat, werden tatsächlich im Laufe ihres Lebens mit einer Endoprothese, also einem Gelenkersatz versorgt. Das zeigt, dass eine Operation häufig durch die richtige Therapie vermieden werden kann.
Sollte es dennoch zu einer OP kommen, kann man sagen, dass die „neuen Hüften“ (Hüft-TEPs) im Schnitt sehr lange halten.
3 von 4 Hüft-TEPs halten ca. 15 bis 20 Jahre und ungefähr 6 von 10 Hüft-TEPs sogar 25 Jahre.
Auch hier gilt wieder, dass adäquate Bewegung und Belastung für Ihr neues Gelenk essenziell sind. Extreme Belastungen können zwar eventuell den Verschleiß der Prothese beschleunigen aber neuere Modelle und OP-Verfahren reduzieren dieses Risiko bereits und erlauben mittlerweile wieder das sichere Ausführen einiger Sportarten.
Eine aktive, übungsbasierte Rehabilitation mit Muskelkräftigung, Funktions- und Ausdauertraining kann nach der Operation besonders hilfreich sein, die noch funktionellen Schwächen, reduzierte Muskelkraft usw. wieder zu verbessern.
„Strong in – strong out!“
Auch bereits vor der OP ist es wichtig und trägt zur generellen Gesundheit bei, aktiv zu bleiben!
150 Minuten pro Woche moderate Bewegung, wie zum Beispiel schnelles Gehen oder Radfahren, sowie ein begleitendes Muskel- und Gleichgewichtstraining an 2 bis 3 Tagen der Woche sollten Sie zu Liebe ihrer Gesundheit durchführen.
Nach der OP bekommt man eine Vielzahl von Vorsichtsmaßnahmen an die Hand, die einen im ersten Moment häufig verunsichern.
Doch kein Grund zur Sorge, denn heute weiß man, dass die Luxationsgefahr, also die Gefahr, dass das Gelenk mal nicht an Ort und Stelle bleibt, im Wesentlichen durch ganz andere Faktoren bestimmt wird. Dazu zählen z.B. das Alter, Körpergewicht, Erfahrung des Operateurs, Reparatur der Kapsel etc. und nicht die oft genannten Vorsichtsmaßnahmen wie „Beugen Sie Ihre Hüfte nicht über 90 Grad“ oder „Überkreuzen Sie nicht Ihre Beine oder Füße“. Dies heißt nicht, dass Sie diese Anweisungen ignorieren sollen, allerdings können Sie damit entspannter umgehen und brauchen keine Angst zu haben, dass wenn sie die Vorgaben mal nicht 100% einhalten können, dass Ihnen gleich ihr neues Gelenk um die Ohren fliegt!
Artikel: Jana Meyer
Video: Jana Meyer und Pascal Weller