In letzter Zeit habe ich einige Themen etwas durchleuchtet und zwangsläufig kam ich immer wieder bei der Wundheilung vorbei! Das ist natürlich ein Grund da mal zu stoppen, um sich das etwas genauer anzuschauen! Schließlich begegnet es uns ständig im Alltag.
Welche Wunden gibt es? Wie entstehen sie? Und am wichtigsten:
Was du beachten solltest und wie du die Wundheilung zu deinen Gunsten beeinflussen kannst! Lesen lohnt sich!
Entzündung, der beste Freund der Wundheilung!
Wenn du das Wort Heilung hörst, dann hat das eigentlich immer etwas mit Entzündung zu tun.
Jetzt bekommst du vielleicht einen schreck. „`Ne Entzündung? Das will ich aber nicht!“
Das Wort Entzündung ist eigentlich leider zu negativ behaftet. Warum? Weil wir damit immer Schmerz, Hitze und Immobilität verbinden.
Dabei ist die Entzündung unser bester Freund, wenn es um die Heilung geht. Weshalb du also keine Angst mehr davor haben musst erkläre ich dir jetzt.
Meistens entstehen Wunden durch äußere Gewalt. Dabei handelt es sich um akute Wunden. Sie entstehen durch Unfälle oder auch leider durch absichtliche Verletzungen.
Dabei besteht oft die Gefahr einer Kontaminierung durch Keime. Abgrenzen muss man hier ganz klar die operationswunden, die unter sterilen Bedingungen stattfinden.
Es gibt aber auch Wunden, die durch Krankheiten entstehen. Erkrankungen mit Gefühlsstörungen oder Schmerzlosigkeit betreffen Menschen, die im Koma liegen oder unter einer durch Diabetis bedingten Nervenschädigung leiden. Dazu gehören noch Patienten mit motorischen Lähmungen, also Bewegungsunvermögen und mit Durchblutungsstörungen. Selbst kleinste Wunden können dann nur schwer abheilen.
Kurios:
Es gibt eine Erkrankung, einen genetischer Fehler, bei denen Menschen niemals nie Schmerzen spüren bzw. gespürt haben. Ihnen fehlt das Erlebnis Schmerz. Beneidenswert? Die Lebenserwartung liegt bei etwa 30 Jahren. Der Grund: Sie haben keine Angst davor sich zu verletzen. Ein simples Beispiel: Wenn du vom Baum fällst und dich verletzt, dann hast du bestimmt eine Schmerzerfahrung gemacht. Daran wirst du dich noch sehr lange erinnern. Entweder bist du beim nächsten Mal deutlich vorsichtiger oder du kletterst nicht mehr auf Bäume. Diese Menschen machen allerdings keine Erfahrungen mit körperlichen Konsequenzen. Das könnte bedeuten, dass sie beim zweiten Versuch eher noch höher klettern. Wenn Sie dann nochmal runter fallen, haben sie eventuell weniger Glück. Ihnen sind die Konsequenzen ja nicht bewusst.
Je nach dem welche Ursache vorliegt, kann man zwischen mehreren Wundarten unterscheiden.
Mechanisch verursachte Wunden entstehen z.B. durch scharfe Gewalteinwirkung, wie Schnitt- Stich- Hieb oder Bisswunden.
Stumpfe Gewalt kennt man aus den Krimis: Dazu zählen Schürf-, Riss-, Quetsch-, Platz- und Schusswunden oder Druckgeschwüre, also Dekubitus.
Auch die teilweise oder vollständige Abtrennung ganzer Gliedmaßen durch scharfe oder stumpfe Gewalt gehört dazu.
Thermische Wunden entstehen durch Verbrennungen, Verbrühungen oder Erfrierungen. Chemische Wunden werden z.B. durch Verätzungen verursacht.
Mit strahlenbedingten Wunden ist die Liste nun vollständig.
Was also passiert bei der Wundheilung?
Zunächst musst du wissen, kann die Wundheilung in 3 Phasen unterteilt werden. Die erste Phase beginnt eigentlich sofort, dauert bis zu 5 Tagen an und nennt sich Entzündungsphase.
Du kannst es also auch gar nicht verhindern. Weshalb es auch nicht immer eine gute Idee ist, erfährst du später noch!
Die Dauer der Entzündung hängt allerdings von der Größe deiner Verletzung ab und wie du dich damit verhälst. Dadurch kann sie auch durchaus länger dauern. Dabei werden Blut und Lymphgefäße verletzt. Die Wunde füllt sich mit Blut und Gewebewasser. Sofort wird der Heilungsprozess eingeleitet und die Blutgerinnung setzt ein. Die Blutung wird also gestoppt und die Wunde wird durch spezielle Stoffe „verklebt“. Der Körper regelt das also schon selbst und das ist einfach erstaunlich! Das passiert übrigens wenn du dir beispielsweise in den Finger schneidest aber auch, wenn du dir einen Muskelfaserriss zugezogen hast.
Das Ziel des Körpers ist es also in dieser Phase die Blutung zu stoppen, die Zelltrümmer abzubauen und die Aktivierung der ersten Heilungsprozesse. Die Entzündungsphase endet, wenn du keinen Druckschmerz mehr fühlst, die Temperatur in dem Gebiet wieder gesunken ist und die Schwellung zurück geht.
In dieser Phase würde ich als Therapeut zunächst die Entzündung beurteilen.
Entweder muss es ruhiggestellt werden oder es kann idealerweise sogar schon schmerzadaptiert bewegt werden. Motorisches Training stünde in der Phase aber erstmal im Hintergrund, damit die Entzündung in Ruhe ausklingen kann und nicht ständig neu gereizt wird.
Die Dauer der Entzündungsphase hängt zusätzlich von der Größe der Verletzung ab, von der Stoffwechselsituation, ob Begleiterkrankungen vorliegen, von der mechanischen Belastung und dem heilenden Gewebe.
Zum Thema Kühlen findest du hier bereits Empfehlungen!
Die 2. Phase ist die Proliferationsphase.
In dieser Phase wird die Masse des Gewebes neu gebildet. Durch die ersten Bewegungsübungen und Belastungen wird dem Gewebe sozusagen schon vorgegeben, welche Aufgaben dieses Gewebe später haben wird. Das Gewebe wird also schon konditioniert.
Denn je nachdem welches Gewebe beschädigt wurde, muss man es entsprechend auch trainieren. So würde man bei einer Muskelverletzung beispielsweise mit Koordinations- Bewegungs- und Dehnübungen starten, denn der Muskel soll ja elastisch sein und Kraft entwickeln können.
Bei Knochengewebe hingegen würde man den Fokus auf die Zug- und Druckbelastung legen, jedoch sind auch hier Kraftübungen wichtig. Der Knochen muss belastungsstabil sein und die Zugbelastung der Muskulatur standhalten.
Zu Beginn dieser Phase sollte ebenfalls noch schmerzfrei bewegt werden. Anfänglich kann man schon leichte Ausdauerübungen machen. Entweder lokal oder allgemein.
Krafttraining kann hier schon förderlich sein, jedoch vorsichtig dosieren. Koordinations- und Stabilisationsübungen helfen wieder frühzeitig in den Alltag zurück. Auch Bewegungsmuster können wieder erlernt werden.
Die Dauer der Proliferationsphase ist grundlegend vor allem, von der Stoffwechselaktivität des heilenden Gewebes abhängig.
Diese Unterschiede begründen sich, weil die verschiedenen Gewebearten unterschiedlich ernährt werden. Muskeln sind beispielsweise gut durchblutet. Daher heilen sie recht schnell.
Die Menisken hingegen sind teilweise sehr wenig durchblutet. Also dauert es hier etwas länger. Auch deshalb, weil der Meniskus im Knie unser Körpergewicht tragen muss. Selbst wenn wir liegen, beträgt der Anpressdruck im Knie immer noch beachtliche 80%!
Die letzte und 3. Phase ist die Remodelierungsphase – hier geht die Post ab!
In dieser Phase entwickelt sich die Masse in qualitativ hochwertiges Gewebe und entwickelt die endgültige Stabilität. Auch in dieser Phase tastet man sich zunächst heran. Es kann Schmerzarm trainiert werden und ein Dehnschmerz kann ebenfalls toleriert werden. Anschließend steht dem Training in seinen Grundeigenschaften nichts mehr im weg. Trainingsparameter wie Dauer, Umfang und Intensität können stetig gesteigert werden.
Die Dauer dieser Phase, und das wird immer unterschätzt, beträgt etwa 300-500 Tage. So lange dauert es, bis die Wunde vollständig von innen wie außen verheilt ist.
Wann kann ich wieder in meinen Sport zurück?
Wie du bereits gelernt hast, dauern die einzelnen Phasen je nach Umfang der Verletzung und Gewebe unterschiedlich lang. Es kommt auch darauf an, wie du dich mit deiner Verletzung umgehst und was du über deine Verletzung weißt. Bist du z.B. zu ungeduldig oder unvernünftig und belastest zu früh oder zu viel oder sogar beides, kann es zu Reizungen in den Phasen kommen, die die Heilung ziemlich bremsen können.
Du darfst dich dann nicht wundern, wenn der Fuß immer noch schmerzt oder das Knie immer wieder heiß wird und anschwillt. Es ist also extrem wichtig, dass du deinem Körper die nötige Zeit gibst. Das Zauberwort heißt: Geduld!
Erst in der Remodelierungsphase rate ich dir wieder in deinen Sport langsam einzusteigen. Wichtig ist es, auf seinen Körper zu hören und entsprechend die Belastung zu dosieren.
Die Wundheilung verläuft übrigens immer auf die gleiche Weise. Achja, wundere dich nicht über die schnelle Rückkehr von Profisportler. Da laufen ganz andere Sachen ab!
Du kannst die Wundheilungs- und Entzündungsphasen positiv beeinflussen!
Eine gesunde Ernährung und Regeneration (z.B. Schlafhygiene) spielen eine wichtige Rolle. Zusätzlich kann man Wobenzyme einnehmen, die die Selbstheilung fördern und nicht wie manche Schmerzmittel unterbinden.
Durchblutungsstörungen, Immunschwäche und Stoffwechselstörungen hingegen können Probleme bereiten.
Übrigens:
Nikotin ist während der Wundheilung überhaupt keine gute Idee. Es beeinflusst den Heilungsprozess mehr als du denkst!
Wenn du Interesse an Übungen für die Proliferations- und Remodelierungsphase hast, besuche unsere Webseite www.ihrphysio-freudenberg.de/kurse!
Dort findest du hunderte Übungen, sowie Tipps und Tricks zu verschiedenen Themen!
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