Alles über Blockaden und ihre Entstehung
Was sind eigentlich Blockaden und wie entstehen sie?
Ich werde häufig gefragt, wie Blockaden entstehen und was man dagegen machen kann. Dabei kommen immer wieder Aussagen wie:
„Mein Wirbel ist draußen!“
„Mein Wirbel ist rausgesprungen!“
„Da klemmt was!“
Tatsächlich ist man sich bis heute nicht ganz einig, was genau Blockaden eigentlich sind. Es fehlt bisher die wissenschaftliche Stütze.
Aber eins weiß jeder, der schon einmal eine „Blockade“ hatte:
Sie entstehen plötzlich und aus den verschiedensten Gründen.
Oft ist es nur eine ungünstige Bewegung. Blockaden können sich jedoch durch einfache Bewegungsübungen sowie Alltagsbewegungen spontan wieder lösen. Dabei entsteht nicht immer ein eher helles Knackgeräusch.
Was eine Blockade nicht ist! Auf keinen Fall!
Weil ich es damals einfach nicht besser wusste, habe ich schon während meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten die Dorn-Breuss Fortbildung gemacht. Ich muss lachen, weil ich diesen Abschnitt gleich mit einer Entschuldigung beginne. Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter darauf ein, was das Ziel dieser Methode ist. Ich möchte nur kurz dringend verdeutlichen, was eine Blockade nicht ist. Auf keinen Fall ist! Auch wenn es das Bild einer „Blockade“ (wenn man es so nennen will) wohl am nächsten kommt:
Ein Verhaken der Wirbelgelenke!
Das ist mindestens eine Luxation! Dieser Mensch gehört zu einem Arzt (Krankenhaus) und nirgendwo anders hin, denn entweder ist ein LKW über die Wirbelsäule gebrettert oder sein Fallschirm ist nicht aufgegangen. Und ich lasse gerne mit mir reden, aber hier ist es vorbei. Was es mit Dorn-Breuss zu schaffen hat ist, dass uns der Ausbilder genau DAS als Blockade verkaufen wollte. Um das zu demonstrieren, hat er beinahe das Übungsmodell zerstört. Es gab also gleich zu Beginn eine heiße Diskussion zwischen dem ahnungslosen Physioazubiklugscheißer und dem Jahrzehnteerfahrenen Dorn-Breuss Ausbilderexperten, der das Handwerk noch aus 1. (vielleicht auch 2.) Hand von Herrn Dorn oder Herrn Breuss (das weiß ich nicht mehr) gelernt hat. Dieses Argument war auch seine „Geheimwaffe“. Wie sich durch die Reaktion der anderen Teilnehmer deuten ließ, war ich zum Glück überzeugender. Übrigens war Herr Dorn ein Landwirt! Selbst bei Wikipedia steht „Das Verfahren ist wissenschaftlich nicht anerkannt, da kein Wirkungsnachweis vorliegt“. Aber hey, wenn du eine technische Frage zu deinem Auto hast, dann frag einfach mich! Ich kann das auch, weil ich an der Tanke einem beim Reifenaufpumpen zugeguckt habe!
Also falls dir das begegnet: Lauf, egal in welche Richtung!
Bei einer Blockade sind nie alle Bewegungsrichtungen eingeschränkt!
Vielleicht hattest du mal einen Hexenschuss? Vermutlich war dann jede Bewegung äußerst unangenehm. Sei es im unteren oder oberen Bereich der Wirbelsäule. Doch meistens kommen die Patienten in einem etwa 90° Winkel zur Tür herein.
Hier spricht man eher von einer Zerrung der tiefen Muskeln der Wirbelsäule und ist von einer „Blockade“ klar zu unterscheiden.
Es gibt keine falschen Bewegungen!
Bitte streiche das aus dem Gedächtnis! Vielmehr ist es eine für den Moment ungünstige Bewegung.
Aufgrund der biomechanischen Veranlagung sind wir in der Lage, uns mehrdimensional zu bewegen, also um mehrere Achsen im Raum gleichzeitig. Wie sieht also deiner Meinung nach eine falsche Bewegung aus?
Muskeln, Bänder und Kapseln stoppen die Beweglichkeit am Bewegungsende. Daher sind Aussagen wie:
„Ausgerenkte Wirbel“ oder „mein Wirbel ist draußen“ schlicht falsch und erzeugen sogar im schlimmsten Fall einen Nocebo-Effekt.
Was genau sind also nach heutigem Stand Blockaden und wie entstehen sie?
Also, eine Blockade genau zu definieren, erweist sich als schwierige Aufgabe, denn bis heute ist man sich noch immer uneinig darüber, was eine Blockade genau ausmacht und was sie genau verursacht.
Daher auch das Wort Blockade in Anführungszeichen. Eine ganz allgemeine und einfache Definition kann wie folgt lauten:
Eine mit Schmerzen verbundene Bewegungseinschränkung, auf ein Gelenk oder mehrere Gelenke bezogen.
Das ist allerdings sehr allgemein gehalten.
Das Gehirn versucht Strukturen (z.B. die Wirbelsäulengelenke) durch Mangel an Bewegung, eine für den Moment ungünstige Bewegung, einseitige Haltung oder Belastung zu schützen. Dazu wird zuerst die Muskelspannung erhöht. Das bewirkt bereits eine Bewegungseinschränkung. Ist dieser Zustand anhaltend, passen sich die passiven Strukturen ebenfalls an.
Die Gelenkkapsel und die umliegenden Bänder „vergessen“ ihre Beweglichkeit bzw. Elastizität.
Zudem führt es dazu, dass weniger Gelenkschmiere (Synovia) in der Kapsel produziert wird. Als nächstes „haften“ die Knorpelschichten beider Gelenkpartner (Adhäsion) aneinander. Löst man nun diese Adhäsion, kommt es zu einem Druckabfall und zu einer Art Vakuum, das als Knackgeräusch wahrgenommen wird.
Dieses Knackphänomen kann man allerdings etwa alle 20 Minuten auslösen. Dabei muss aber keine Bewegungseinschränkung gegeben sein.
Eine weitere Idee, eine Blockade zu erklären, ist, dass sie in der Wirbelsäule schlicht durch eine Einklemmung und Reizung der Gelenkskapsel im Gelenk entstehen.
Zwischen den Gelenkpartnern der Wirbel befindet sich eine meniskoides Scheibe, die mit der Gelenkkapsel verbunden ist. Vereinfacht beschrieben kann sich diese Scheibe zusammenfalten. Durch die vielen Rezeptoren, die sich in diesem Gewebe befinden, wird ein Signal über das Rückenmark zum Gehirn geleitet, wo ein Schmerzgefühl entsteht.
Durch einen Impuls z.B. eines Chiropraktikers wird die meniskoide Scheibe wieder entfaltet. Daher beruhigen sich die Rezeptoren wieder, der Schmerz lässt nach und die Beweglichkeit verbessert sich.
Vielleicht denkst du nun:
Aber manchmal knackt es, obwohl ich keine Schmerzen oder Blockaden habe! Hier kommt die Antwort:
Beispielsweise durch ein muskuläres Ungleichgewicht, also eine Muskeldysbalance oder durch eine Überbeweglichkeit in den Gelenken. Bei mir knackt es ständig irgendwo in den Gelenken. Das gilt als sekundäre Ursache und ist meistens nicht schmerzhaft und nicht mit Bewegungseinschränkungen verbunden.
Durch entsprechendes Training kannst du aktiv etwas dagegen machen. Übungen dazu findest du auf unserer Webseite unter Media – Ihr Physio TV – Workouts
In den allermeisten Fällen ist ein Knackgeräusch ohne Folgen und hat keine klinische Relevanz!
Es ist auch kein Indikator dafür, dass man nun besonders alt oder gebrechlich ist.
Mal knackt es und mal knackt es! 😉
Make Moves!